Hühner, welche in einem Esstheater die Hauptrolle spielten, wurden dank der Schauspielerin Yvonne Kupper pensioniert, statt geschlachtet.

Bericht von Béatrice Christen

05ks3_02Nicht nur in der Region ist die Schauspielerin und Sängerin Yvonne Kupper aus Egg eine schillernde Person. In den letzten Wochen spielte sie die Wirtin in der Hommage an den Zolliker Artur Beul mit dem Titel «Nach em Räge schiint d’Sunne» in Luzern. Neben einigen mehr oder weniger bekannten Schauspielerinnen und Schauspielern standen auch 20 Hühner auf der Bühne beziehungsweise sie sorgten dafür, dass die Gäste ein frisches Ei in die Bouillon bekamen. Die gackernden Federviecher, welche wochenlang im komfortablen Hühnerstall im Untergrund des Luzerner Hotels lebten und fleissig Eier legten, sollten nun – da das Theater beendet ist – geschlachtet werden.
Die in der Region lebende Schauspielerin Yvonne Kupper, welche die Tiere während der wochenlangen Aufführungen regelmässig betreut hat, war entsetzt. «Nun werden die Hühner – welche eine massgebende Rolle spielten – einfach umgebracht.» Das darf doch nicht wahr sein.

Hilfe für Hühner

Kupper rief zuerst den Besitzer der Hühnerschar an und fragte ihn, ob es eine Möglichkeit gäbe, die Tiere am Leben zu lassen, bis sie eines natürlichen Todes sterben. Daraufhin schenkte dieser Yvonne Kupper die Hühner, von denen inzwischen bereits zwei gestorben waren. Kupper suchte verzweifelt nach einem passenden Platz für ihre gefiederten Schützlinge. Schliesslich erklärte sich Felix Kunz, Schnapsbrenner auf der Forch, bereit, einige der Tiere in seinem Hühnerhof aufzunehmen. Kupper atmete auf und suchte nun auch für die restlichen Tiere einen Lebensplatz. Herta Gautschi, Gattin des in Zollikon arbeitenden Künstlers Arturo, welche im Restaurant Waldmannsburg oberhalb von Dübendorf tätig ist, half ihr dabei. Sie wandte sich an ihre Vorgesetzten, die sich sofort bereit erklärten, die restlichen Tiere in den bestehenden Hühnerhof aufzunehmen.

Von einem Kanton zum andern

Vor einigen Tagen begaben sich die beiden Frauen nach Luzern, um die Hühner zu retten. Sorgfältig setzten sie die Tiere in mit Löchern versehene Kunststoffkisten und verluden diese in Gautschis Auto. Die erste Station war der Hof von Felix Kunz, im Heuberg, auf der Forch. Hier wurden acht der gefiederten Tiere zum Hühnerhof gebracht, den sie auch rasch in Beschlag nahmen. Nach einem Kaffee mit Schnaps ging die Fahrt weiter nach Dübendorf, zum Restaurant Waldmannsburg. Die restlichen Luzerner Hühner wurden in ein grosszügig angelegtes Gehege mit einem kleinen Teich, das bereits von einer Schar Toulouser Gänsen, einem farbigen Güggel und verschiedenen Hennen bevölkert war, gebracht. Munter pickten sie im Hühnerhof herum und machten sich rasch über das Futter her. Doch offensichtlich hatten sie die Rechnung ohne den Güggel gemacht. Nach Macho-Manier nahm er seine neuen Hennen in Beschlag, damit sie nicht vergassen, wer hier der Hausherr war. Schliesslich kehrte Ruhe ein im Hühnerhof. Die beiden Frauen verliessen ihn mit den nun leeren Hühner-Kisten und staunten nicht schlecht, dass sich in einer von ihnen ein frisch gelegtes Ei befand.

Ende gut, alles gut

Kupper ist begeistert, hat sie doch die Zusicherung erhalten, dass ihre braungefiederten Freunde ihr Dasein – ohne Angst vor der Bratpfanne – fristen dürfen, bis sie eines natürlichen Todes gestorben sind. «Ich konnte einfach nicht anders, als für die Tiere die Verantwortung zu übernehmen», lacht sie. «Für den Unterhalt der Hühner habe ich übrigens eine Stiftung gegründet, damit die neuen Besitzer sich nicht selber um deren Unterhalt kümmern müssen. Ganz klar, dass ich die Hühner auch hie und da besuchen werde, um mich von ihrem Wohlergehen zu überzeugen», betont die Schauspielerin. Wenn das keine glücklichen Hühner sind? Die Tiere haben einfach Glück gehabt. Sie erhielten neben der Chance, auf der Bühne zu stehen, auch die Gelegenheit, ihre Wohltäterin kennenzulernen. Deshalb lautet denn auch der Schluss des Hühnermärchens: Ende gut, alles gut. Und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende, wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.